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AutorenbildMaya von Dach

Ein Heim im Busch



So sehr wir unser Bushbaby und das Reisen lieben, so müde sind wir plötzlich und sehnen uns überraschenderweise nach etwas Ruhe und einer Art Basis. Der letzte «Reiseblock» war zu lang und zu komplex, vor allem bezüglich der Logistik. Wie schön es doch wäre, irgendwo Ballast zu lassen und nicht immer sowohl Winter- wie Sommersachen, Schnorchelausrüstung und Material für alle Eventualitäten im Bushbaby mitzuschleifen. Wie gern würden wir Familie und Freunde einmal einladen und etwas von all dem zurückgeben, was wir immer in der Schweiz geniessen dürfen. Plötzlich packen uns Sehnsüchte und Wünsche, von denen wir etwas überrumpelt werden.


Sabie Park

Schon seit langer Zeit habe vor allem ich mir einen Spass daraus gemacht, im Internet Immobilien zu betrachten und ein wenig davon zu träumen, an einem Ort einmal alle Jahreszeiten zu erleben. Eine Wohnung in St. Lucia oder ein Häuschen sonst irgendwo am Meer oder im Busch wäre doch schön. Als Tony Park uns vor einem Jahr mehr über den Sabie Park, wo wir bei ihm eingeladen waren, erzählte, fanden wir die Idee, hier ein Hause zu haben, das man nur 122 Tage pro Jahr nutzen darf, lächerlich. Nun, nach einem Jahr auf Achse, schien es uns, genau das Richtige zu sein, das uns während gewisser Zeit Ruhe vermittle und uns erlaube, an der attraktivsten Ecke Südafrikas Gäste zu empfangen, wobei es uns dennoch genügen Zeit für die Erfüllung unserer weiteren Reiseträume lasse.


Krügerpark als Nachbar

Sabie Park liegt am Sabie, dem Grenzfluss, der das Umland vom Krügerpark trennt, gehört aber zum Gebiet des 'Greater Krüger', in welchem viele private Reservate zusammengeschlossen sind. Die Tiere können den Fluss bei Tiefwasser überqueren und es gibt nur einen leichten Zaun, der Elefanten, Löwen und Büffel vom Eindringen abhalten soll, vielen kleineren Wildtieren aber Durchschlupf ermöglicht. In wenigen Minuten ist man im Krügerpark, kann also bestens auf Gamedrives, Wildbeobachtung, gehen. Wir sind gespannt, was wir hier erleben werden, denn innerhalb von Sabiepark gibt es keine Zäune. Wir haben hier bei unserem früheren Besuch schon Hyänen, Giraffen, Zebras und andere Antilopen gesehen und Wildhunde gehört.



Privatspähre und Gemeinschaftsnutzungen

Die verstreuten Häuser im Park, einem Private Wildlife Reserve mit Tor und Sicherheitsvorkehrungen, sichern den Eigentümern grosse Privatsphäre zu, da die Grundstücke gross, die bebaubare Fläche stark eingeschränkt und die Regeln strikt sind. Der eisern einzuhaltende und kontrollierte Grundsatz der 122 Nächte gilt deshalb, weil Sabie Park, wenn alle Bewohnenden höchstens vier Monate hier leben, rechtlich gesehen nicht als Dorf gilt und somit keine Schule, Bibliothek und andere Gebäude der öffentlichen Infrastruktur erstellt werden müssen. Dafür verfügt Sabie Park über eine wunderbare Poolanlage, einen Tennisplatz und einen parkähnlichen Picknickplatz direkt gegenüber dem Krügerpark am Fluss, die gemeinsam genutzt werden. Auch sonst gibt es viele (recht erschwingliche) Dienstleistungen, die es auch erlauben, ruhig zu schlafen, wenn man unterwegs ist und in ein gepflegtes Zuhause zurück zu kommen.


Abenteuer Hausbesichtigung

Bei einem ersten Besuch hier besichtigen wir ein Haus, das alles andere als überzeugt, insbesondere vom Preis/Leistungsverhältnis, aber auch generell vom Zustand. Wir wollen ja nicht zuerst endlos renovieren und umbauen und sind auch froh über die Hinweise von Baufachmann Gert zur Sicherheit in Bezug auf Wasser, Überflutungen und versteckte oder unsichtbare Schäden.

Später besichtigen wir mit Makler Henk vier weitere Grundstücke, die alle in einem einigermassen ähnlichen Preisrahmen liegen. Von der Website haben Manfred und ich beide einen Favoriten und sind sehr gespannt, wie diese in Wirklichkeit aussehen. Das erste Haus bräuchte einiges an Investitionen, verfügt über keine Toilette im Erdgeschoss und spricht uns zu wenig an. Nummer zwei hat ein lustiges Türmchen auf dem Dach, scheint uns aber trotzdem nicht das Richtige zu sein. Nummer drei, mein Favorit, können wir nur von aussen besichtigen, weil das Einverständnis des unerreichbaren Eigentümers fehlt, entpuppt sich aber als Mogelpackung, weil auf der Website fälschlicherweise die Fotos einer bereits verkauften Liegenschaft prangen. Etwas ernüchtert bleibt uns nur noch Nummer vier, Manfreds Favorit. Auf den Bildern hat mir einiges gut gefallen, gestört haben mich jedoch die zahlreichen Backsteinmauern rund ums Haus. Sonst aber gefällt es uns hier, es wirkt stabil und behäbig, grosszügig und hell und was noch hier ist - man verkauft möbliert und mit Hausrat - scheint in gutem Zustand. Die Backsteinmauern rund um das Wohnhaus sehen zwar wie bei einem Gefängnis aus, doch das kann man ändern. Wir schlafen noch darüber, sind uns aber einig, dass das unser künftiges temporäres Zuhause sein wird.



Erlebnis Hauskauf

Im Moment gehört das Haus einer Firma, deren Besitzer verstorben ist. Seine Kinder scheinen einerseits kein Interesse, andererseits wohl wenig Flüssiges zu haben, weshalb sie sehr verkaufswillig sind. Es gibt ein Hin und Her, ob wir die Firma übernehmen oder das Haus auf unsere Namen überschreiben lassen sollen, wofür wir uns schliesslich, nach der Beratung mit der Anwältin, entscheiden. Eine Hektare Umgebung gehört dazu, allerdings kein gepflegter Garten, sondern ungezähmter Busch und raue Granitfelsen, denn die ganze Anlage gehört in erster Linie den Tieren, die auch viel Ruhe finden sollen.

Wir entscheiden uns in Absprache ein Angebot für das Haus und die Hektar Umgebung, die dazugehört, abzugeben. Der Kaufpreis, den wir auf Henks Empfehlung hin offerieren, liegt weit unter dem offiziellen Ausschreibungspreis - wir hätten nie so niedrig in die Verhandlungen einzusteigen gewagt. Nach kurzem Handel nehmen wir ihren leicht höheren Vorschlag an und einigen uns schnell. Als letztes Hindernis wartet ein Interview mit einem Vorstandsmitglied von Sabie Park, der uns alle Regeln und Grundsätze erklärt, verspricht, es werde alles möglichsst unkompliziert vonstatten gehen und uns scheinbar als Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert. Schliesslich werden mit der Anwältin Varianten diskutiert, der Vorschlag, mit der Liegenschaft auch die Firma zu übernehmen, verworfen, der Kaufvertrag auf unsere Namen vorbereitet und unterzeichnet. Da allerdings ein Gerichtsfall zwischen dem Sabie Park und der Gemeinde Bushbuckridge am Laufen ist, können, bis ein Urteil gefällt ist - niemand weiss, wann das sein wird - keine Verschreibungen getätigt werden. Bestandteil der Verkaufsdokumente ist also eine Vereinbarung zwischen den Verkäufern und uns, dass wir die Liegenschaft trotzdem bereits nutzen und verändern dürfen, allerdings auf unser Risiko hin, weil keine Versicherung existiert.

Wir logieren mit Bushbaby während einiger Tage in Mbombela/Nelspruit, besuchen dann die Minenstadt Barberton, kehren nach Nelspruit zurück und richten uns schliesslich in Warteposition in Hazyview ein, nachdem wir gehört haben, dass es vorwärts gehen soll und wir bald ins Haus dürfen. Wir freuen uns, unser neues Daheim, das wir erst bei der Besichtigung gesehen haben, zu spüren, zu vermessen und uns häuslich einzurichten. Es gibt Momente, in denen unsere Nerven und Geduld strapaziert werden, obwohl wir natürlich wissen, dass wir uns in Afrika und und sogar im (S)Lowveld befinden - daran könnte aber auch unsere Ungeduld Schuld sein.



Tierwelt, Berge und Stadt

Der Sabiepark verfügt über eine erstklassige Lage, ist doch der Eingang in den Krügerpark beim Paul Krüger Tor nur drei Fahrminuten entfernt. Der uns liebste Teil, das Gebiet des Südens, ist damit innert kurzer Zeit erreichbar und die reiche Tierwelt des Krügerparks, der natürlich kein Zoo sondern einfach ein Schutzgebiet ist und somit keine Gewähr dafür bietet, die ‘Big 5’ innert kurzer Zeit zu entdecken. Oft fährt man Stunden, in denen sich kaum ein Tier zeigen will, Geduld ist also notwendig. In erreichbarer Nähe für einen Tagesausflug sind auch das lebendig Städtchen Hazyview, in welchem man alles kaufen kann, sowie die Panoramastrasse, die durch die Hügel und Berge führt und von wo man herrliche Ausblicke auf mäandrierende Flüsse und in deren tiefeingegrabene Täler geniessen kann.

 

Lowveld – Wärme im Winter, Hitze im Sommer, aber für uns Europäer verkehrt herum

Es ist Juli und wir warten, bis alle Verträge unterzeichnet sind und wir offiziell in den Sabie Park einziehen dürfen. Wir decken uns in der Nacht gut zu im Bushbaby, denn die Temperaturen sinken im Moment, obwohl sie tagsüber auf sommerliche ungefähr 25 Grad klettern, auf kühle acht Grad – wobei die Kühle mit dem Sonnenuntergang bereits um halb sechs abends regelrecht über uns hereinbricht. Im Dezember und Januar dürfte es dafür sehr heiss werden, dann ist auch Regenzeit und die grossen Überschwemmungen der letzten Jahre im Krügerpark trafen jeweils im Januar oder Februar ein. Für Tiersichtungen sind die Wintermonate, vor der Regenzeit, am besten, wenn das Laub gefallen und das Gras kurz abgefressen und dürr ist. So kann man weit sehen und Wildtiere können sich schlechter verstecken. Allerdings sind dann auch keine Zugvögel hier und der Gesang fehlt fast vollständig, wir haben gehört, dass sogar die Eulen die (relative) Kälte nicht mögen und beispielsweise im Tsendze Bushcamp, das für seinen Eulenreichtum bekannt ist, nur wenige Tiere gesehen werden.



Der wildeste Golfplatz der Welt

Kurz vor Skukuza, dem Hauptcamp in der Nähe des Paul Krüger-Tors, liegt der Skukuza Golfplatz mit einem Restaurant. Viel Wasser und zahlreiche Bäume scheinen ihn nicht ganz einfach bespielbar zu machen. Eindrücklicher als diese Tatsache ist aber, dass der Golfplatz nicht umzäunt ist und mitten im Nationalpark liegt, wo die Big 5 (Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard und Löwe), aber auch zahlreiche andere gefährliche Tiere, etwa Flusspferde und Krokodile, leben. Diese bevölkern und beleben den Platz und seine Seen, so dass es schon etwas Mut braucht, hier zu spielen – sonst ist es im Park strengstens verboten, aus dem Auto zu steigen, aber hier konzentriert man sich auf die Schläge 😉 und merkt wohl kaum, dass der Löwe einen beobachtet.



Bushbabys Nest

Mittlerweile wohnen wir nach einigem Warten bereits gute zwei Wochen in unserem Haus, haben viel erlebt und gelernt sowie zahlreiche neue Nachbarn kennen- und schätzen gelernt. Das Haus in den Felsen hat einen neuen Namen, naheliegenderweise ‘Bushbabys Nest’ und wir freuen uns bereits, euch mehr zum Leben hier zu erzählen. Dies in unserem nächsten Blog.



428 Ansichten6 Kommentare

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6 Comments


Armin Naegelin & Veronika Besmer
Aug 04

Einfach fantastisch!

Mit riesigem Interesse verfolgen wir eure Reise, beziehungsweise euer Leben. Ein Lebenstraum, den ihr euch erfüllt, zu welchen wir nie den Mut hätten. Umso mehr geniessen wir eure Berichte und die Verfolgung im Polarsteps. Wer weiss, vielleicht haben wir einmal den Mut euch zu besuchen.

Liebe Grüsse

Armin und Vroni

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marcelle.heller
Aug 04

Das Haus sieht fast so aus, wie eines, das wir vor ein paar Jahren bei Freunden besucht haben. Es hatte auch genau dieses Dach. Herzlichen Glückwunsch zu eurem Kauf. Ich bin sicher, dass ihr viele wunderschöne Stunden in Sabie Park verbringen werdet.

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iris
Aug 04

Ihr Lieben, wir sind sehr stolz und dankbar, eure ersten richtigen Besucher gewesen zu sein. Nun ist wenigstens ein Gästezimmer 'eingeschlafen'. Herzliche Grüsse auch an Hyäne Henky und das Bushbaby-Konsortium und viel Erfolg beim Umbau.

Irir&Stefan

www.randulinas.ch


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geschke-ranhart
Aug 04

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Baby!

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tanja.brandt
Aug 04

Finde ich großartig :-)

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